Im Rahmen des durch die Robert Bosch Stiftung geförderten Projektes „Land*Stadt-Transformation gestalten“ trafen sich vom 16. – 18.08.2019 auf dem Projekthof Karnitz in der Mecklenburgischen Schweiz Vertreter*innen der vier Reallabore innerhalb des Forschungsvorhabens. Anlass war die Verabredung, gegenseitig die Projekte vor Ort vorzustellen und auf dieser Basis die anzuwendenden qualitativen Forschungsmethoden zu verfeinern. Im Mai 2019 fand bereits der Besuch des Reallabors Betonwerk Stolpe im Rahmen des Forschungscamps statt.
Joachim Borner und Anne Kraft vom KMGNE stellten das Reallabor Bildungslandschaft Malchin vor. Es bildet den Rahmen für die Initiative Kooperationsverbund der Raumpioniere, für Veranstaltungen zu Themen der Nachhaltigkeitsziele (Bürgersalon), für die Vernetzung von Klimaschutzaktivitäten und für das Bildungsprojekt „Schule von Morgen“. Die Betrachtung als Reallabor ermöglicht eine Gesamtperspektive auf die Region, denn die Projekte finden nicht getrennt voneinander statt. Sie alle tragen dazu bei, lokale und wissenschaftliche Expertisen zu integrieren, um eine Resilienz-Strategie zu entwickeln. Resilienz bezeichnet die Widerstandsfähigkeit einer Region gegenüber Veränderungen wie dem Klimawandel, dem demografischen Wandel und die Abwanderung. Im Gegensatz dazu ist eine Region vulnerabel, wenn z.B. im Falle von Abwanderung die ärztliche Versorgung nicht mehr gesichert werden kann, oder im Falle von Trockenperioden Brände nicht gelöscht werden können, weil keine passende Infrastruktur oder Notfallpläne vorhanden sind.
Ein wesentlicher forschungsmethodischer Bestandteil sind dabei Verfahren und Instrumente der Zukunftsforschung – hier vor allem der szenarischen Projektion möglicher Zukünfte. In transformativen Prozessen ist es unabdingbar, ein klares Verständnis über zukünftige Rahmenbedingungen und Herausforderungen zu entwickeln, um einen Referenzrahmen für heutige Entscheidungen zu haben.
Zoe Heuschkel und Anna Wissmann von Stadt.Land.Markt. e.V. teilten ihre Erfahrungen für einen selbstorganisierten Bauernmarkt und die Bewegung der Ernährungsräte in Köln-Bonn. Leander Dalbert berichtete vom Aufbau und Pflege von Agroforstsystemen durch seine Initiative Boiming am Zürichsee. Leon Jank von der TU Dresden berichtete von den Entwicklungen und künstlerischer Aneignung im Betonwerk Stolpe.
Am Samstag folgte eine Tour durch die Mecklenburgische Schweiz. Dabei durchfuhr die Gruppe das wiedervernässte Moor Große Rosin, besuchte den Mittelhof in Gessin und die fremdbestimmte Gestaltung des Ortes Basedow als Tourismusdestination.
In den drei Tagen wurde das methodische Gerüst sowie der definitorische Rahmen (zentrale Begriffe sind Transformation, Land-Stadt, Transformative Zelle und Reallabore) festgezurrt. Zum Statustreffen im November werden die nächsten Ergebnisse präsentiert.
Ein weiterer Bericht zum Treffen findet sich auf der Projektwebseite.