8. September 2025

Zukunft gestalten – Rückblick auf das Grüne Berufsorientierungscamp auf dem Projekthof Karnitz

Vom 30. Juli bis 3. August 2025 wurde der Projekthof Karnitz zum Treffpunkt für junge Menschen aus der Region. Im Rahmen des vom KMGNE geleiteten Berufsorientierungscamps lernten die Teilnehmer*innen nicht nur neue Fähigkeiten, sondern entdeckten auch, wie groß das Potenzial grüner Berufe ist und wie sie selbst Teil des sozial-ökologischen Wandels werden können.

Dank der Finanzierung durch die UniCredit Group war die Teilnahme kostenlos, und das Programm bot eine Mischung aus Workshops, Exkursionen und individueller Projektarbeit.

Praktisches Lernen für eine nachhaltige Zukunft

Der Einstieg erfolgte mit einer individuellen Kompetenzbewertung mit dem Profilpass als persönlicher Prozess, der jeder Person Mut machte, eigene Stärken und Entwicklungspotenziale klar zu sehen. In den folgenden Tagen tauchten die Teilnehmenden tief in Zukunftsthemen ein:

  • Agroforst (mit Bernd Kleist vom Mittelhof Gessin) und Klimafarming (mit Martina Zienert vom Projekthof Karnitz) zeigten, wie Landwirtschaft und Klimaschutz Hand in Hand gehen können.
  • Das Konzept der Schwammstädte (mit Julius Pätzold vom BUND) machte deutlich, wie urbane Räume auf die Klimakrise reagieren können.
  • Lehmbau (mit Norman Wiesner) und PV-Anlagen (mit Daniel Vichel von etaX Energy) bewiesen, dass nachhaltiges Bauen und Leben zugleich kreativ und wirtschaftlich sein kann.

Besonders inspirierend waren die Exkursionen zu nachhaltigen Betrieben in der Region und die Besuche von Handwerker*innen und Unternehmer*innen. Sie erzählten von Erfolgen und Rückschlägen, wie Nachhaltigkeit ihren Beruf- und Lebensweg gestaltet und eröffneten den Raum für intensiven Austausch mit den Teilnehmenden.

Einer der Höhepunkte war die Phase der Projektentwicklung: Die jungen Teilnehmenden verwandelten ihre persönlichen Ideen in konkrete, umsetzbare Pläne – von den nächsten Schritten auf dem eigenen Berufsweg bis hin zum nachhaltigen Geschäftsmodell. Dabei lernten sie nicht nur, ihre Ideen klar zu formulieren, sondern auch, wie man Partner*innen und Unterstützer*innen gewinnt.

Das Camp endete nicht mit der Abreise. In drei begleitenden Webinaren im August vertieften die Teilnehmenden Themen wie nachhaltige Geschäftsmodelle, Finanzierungs- und Unterstützersysteme und Kreislaufwirtschaft in regionaler Wertschöpfung. Zusätzlich wird eine weiterführende Beratung für die Teilnehmenden auf ihrem Berufs- und Lebensweg angeboten. Diese Mischung aus praktischer Erfahrung, fachlichem Input und persönlicher Begleitung sorgt dafür, dass die neu gewonnenen Ideen nicht im Ordner verschwinden, sondern tatsächlich umgesetzt werden können.

Warum grüne Berufe mehr sind als ein Trend

Nach Angaben der International Labour Organization (2018) könnten weltweit bis 2030 mehr als 24 Millionen neue grüne Arbeitsplätze entstehen – in Bereichen wie erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft oder nachhaltige Landwirtschaft. Um (angehende) Fachkräfte zu Pionier*innen des Wandels zu befähigen, braucht es passende Ausbildungsmöglichkeiten und Engagement von Politik und Wirtschaft (Umweltbundesamt 2024). Gleichzeitig fällt es vielen jungen Erwachsenen schwer, in einer sich rasant verändernden Arbeitswelt Orientierung zu finden. Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung (2022) geben in Deutschland drei Viertel der 14- bis 20-Jährigen an, sich nicht ausreichend informiert zu fühlen oder sich schwer zurechtzufinden bei der Berufswahl. Organisationen, die sich den Herausforderungen der Klimakrise und sozial-ökologischen Problematiken stellen, schneiden im Vergleich als zukünftige Arbeitgeber besser ab (IAB 2024).

Hier setzt das Camp an: Es will nicht nur Fachwissen vermitteln, sondern Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Möglichkeit geben, ihre eigenen Stärken zu entdecken und sie in einem gesellschaftlich relevanten Kontext einzusetzen.

Das Berufsorientierende Ferienlager in Karnitz hat gezeigt: Grüne Jobs sind nicht nur Arbeitsplätze, sondern Bausteine einer lebenswerten Zukunft. In einer Zeit, in der viele junge Menschen zwischen Praktikumsschleifen, befristeten Jobs und Zukunftsangst stecken, können sie realistische Karrierechancen in einem wachsenden Sektor eröffnen und diese mit dem Gefühl verbinden, für etwas Sinnvolles zu arbeiten. Junge Menschen können mit Angeboten dieser Art nicht nur aufgefangen, sondern auch befähigt werden, ihren eigenen Platz in dieser Welt zu finden. Für drei Teilnehmende des Berufscamps wird der nächste Schritt auf diesem Weg die Fahrt zum internationalen Wettbewerb in Mailand sein.

Quellen:

Bertelsmann Stiftung (2022). Mehrheit der Jugendlichen fehlt der Durchblick bei der Berufswahl. https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2022/juli/mehrheit-der-jugendlichen-fehlt-der-durchblick-bei-der-berufswahl

International Labour Organization (ILO) (2018). 24 Millionen neue Arbeitsplätze in der Green Economy. https://www.ilo.org/de/resource/news/24-millionen-neue-arbeitspl%C3%A4tze-der-green-economy

IAB (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) (2024). IAB-FORSCHUNGSBERICHT. Aktuelle Ergebnisse aus der Projektarbeit des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. https://doku.iab.de/forschungsbericht/2024/fb1324.pdf

Umweltbundesamt (2024). Fachkräfte für die sozial-ökologische Transformation. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/11850/publikationen/bibb_uba_factsheet.pdf