Welcher Begriff ist besser in der Medienbericherstattung, „Klimawandel oder Klimakrise?“ Macht es Sinn, positive Geschichten darüber zu erzählen, was mit dem Klima passiert und welche Auswirkungen auf Mensch und Gesellschaft zu beobachten sind oder ist das krisenhafte zu aktenzuieren? Darum ging es beim partizipativen Podiumsgespräch am 5. Juli 2019 in der taz Kantine in in der Friedrichstraße 21 in Berlin.
Um über „Wörter die Geschichte schreiben“ zu sprechen, hatten das Netzwerk Degrowth-Journalismus und die taz Panter Stiftung renommierte Journalist*innen eingeladen. Um deren journalistische Positionen ging es zuerst. Ute Scheub, Gründungsmitglied der taz und freie Journalistin sowie Buchautorin betonte die Relevanz, im Schreiben nach neuen Worten Ausschau zu halten. Bernhard Pötter von der taz sprach sich dafür aus, auf der Suche nach geeigneten Begriffen keine semantische Debatte zu beginnen. Inken Behrmann, ehemalige Sprecherin von Ende-Gelände und Autorin für Blätter für deutsche und internationale Politik bezog sich auf Greta Thunbergs Aussage, „Unser Haus brennt“ und plädierte dafür, mit dem Schreiben vom Wissen zum Handeln zu gelangen. Torsten Schäfer, Professor für Journalismus an der University of Applied Sciences Darmstadt, betonte das Schreiben über Artenvielfalt, und stellte ferner heraus, dass der Klimawandel kein Thema, sondern eine Daseinsform sei, was das Schreiben darüber wesentlich beeinflusse. Johanna Romberg, die für GEO schreibt und zweimal den Egon-Erwin Kisch-Preis für Reportagen erhalten hat, stellte ebenfalls Diversität ins Zentrum ihres Zugangs zum journalistischen Schreiben. Moderiert wurde der Abend von Leonie Sontheimer und Lukas Dörrie vom Netzwerk Degrowth-Journalismus.
Mit diesen Positionen ging es in den partizipativen Teil des Abends. Die Experten bildeten Gruppen, denen sich die Besucher der Veranstaltung ihrem Interesse folgend anschließen konnten. In diesen Gruppen wurde 20 Minuten diskutiert. Im Anschluss wurden die Diskussionen im Plenum von Teilnehmenden zusammengefasst, die sich bereit erklärt hatten, die Gruppen zu moderieren. Die Zusammenfassungen brachten wenig neue Erkenntnisse. Kann die Sprache poetisch sein? Wie ist der Ablauf in Zeitungsredaktionen? Welche Alternativen gibt es zu einer Formulierung wie „Hitzerekord gebrochen“? Ist der konstruktive Journalismus die Lösung? Abschließend wurden die Gäste auf dem Podium gebeten, spontan eine Schlagzeile zu formulieren, wenn sie die Möglichkeit hätten, in einer Zeitung ihrer Wahl die Titelseite zu bespielen. Erstaunlicherweise (oder voraussehbar?) wurde von mehreren die Bildzeitung gewählt.
Auch wenn solche partizipativen Formate grundsätzlich zu begrüßen sind, stellt sich mittlerweile doch die Frage, ob es nicht an der Zeit ist, weiterzudenken. Fragen wie die nach der Sprache (auch der Bildsprache) in der journalistischen Arbeit sind wichtig, doch muss jetzt intensiver, interdisziplinärer, internationaler (denn hier wird Sprache hochinteressant) und konzertierter (Initiativen sollten sich mehr zusammen tun) vorgegangen werden, um dann die notwendige öffentliche Aufmerksamkeit zu erlangen. Sonst verpuffen die ganzen lieb gemeinten Bemühungen in der schlechten Luft der Friedrichstraße.