18. Oktober 2016

Kochen und Forschen

3. Symposium Nachhaltigkeit in der Wissenschaft (SISI), 06.-07. Oktober 2016 in Berlin im Rahmen der Initiative FONA – Forschung für Nachhaltige Entwicklung des Bundesministerium für Bildung und Forschung. Thomas Klein war vor Ort.

Sein Sohn und der Animationsfilm „Ratatouille“, in dem es um die ungeahnten Kochkünste einer Ratte in Paris geht, brachten ihn auf die Idee: gemeinsames Kochen als Mittel einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Uwe Neumann vom Fachbereich Humanwissenschaften, Lehreinheit Gesundheitswissenschaften der Universität Osnabrück ist Projektleiter und -koordinator von CookUOS. Den Nachhaltigkeitsbereich der Ernährung fokussierend wird in diesem Projekt eine Vielfalt von Veranstaltungen angeboten, von Vorträgen über Diskussionsrunden bis zu einem Kochkurs, die insbesondere Lehramtsstudierenden Kompetenzen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung vermitteln will. Es handelt sich um eine „interdisziplinäre Multiplikatorenschulung“, innerhalb derer dem Kochkurs mit seinem „praktisch-sensorischen Handlungsbezug“ eine wichtige Funktion zukommt.

thumb-fp-6931ccc7a402219f1b36077747493ab0CookUOS ist eine von mehreren Poster-Präsentationen, die im Rahmen der Ideenplattform des 3. Symposiums Nachhaltigkeit in der Wissenschaft (SISI), am 06. und 07. Oktober 2016 in Berlin zu sehen waren. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat den Agendaprozess „Nachhaltigkeit in der Wissenschaft“ (SISI) 2012 ins Leben gerufen. Eine ganze Reihe von Organisationen und Unternehmen unterstützen CookUOS. Wichtig ist dabei die Zusammenarbeit mit Thomas Bühner, dem Chefkoch des Drei-Sterne-Restaurants „La Vie“, der als Schirmherr des Projekts fungiert. Das gelingt nicht allen ambitionierten Projekten. Mehr finanzielle Unterstützung hätten sich viele Unternehmungen aus den Bereichen „Klimaschutz und nachhaltige Energienutzung“, Nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln und Bioressourcen“, Zukunftsfähiges Mobilitätsmanagement, „Grüne IT und Forschungsinfrastrukturen“ sowie „Forschungsräume als Katalysatoren des sozialen Zusammenhalts“ gewünscht.

Nach dem Mittagessen ging es in die prominent besetzten „Workshops zur Umsetzung von Nachhaltigkeit in der Forschung“. „Forschen in gesellschaftlicher Verantwortung – Bedeutung und Umsetzung im Forschungsalltag“ wurde von Norbert Lossau von der WELT moderiert, es gab Impulsvorträge und eine Podiumsdiskussion und die Zuhörer*innen konnten Fragen stellen oder Statements liefern. Ob Workshop die dafür passende Bezeichnung ist, sei dahin gestellt. Inhaltlich war es jedenfalls sehr informativ. Vorgestellt wurde „LeNa“, der sogenannte Reflexionsrahmen für Forschen in gesellschaftlicher Verantwortung, der von den drei großen Forschungseinrichtungen, der Fraunhofer-Gesellschaft, der Leibniz-Gemeinschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft, entwickelt wurde. Eine gesellschaftlich verantwortliche Forschung wurde entlang von acht Kriterien identifiziert: Ethik, Integrative Herangehensweise, Interdisplinarität, Nutzerorientierung, Reflexion von Wirkungen, Transdisziplinärität. Transparenz sowie Umgang mit Komplexität und Unsicherheit. Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass es hier um Strukturen geht, nicht um Inhalte, d.h. mit diesen Kriterien soll auch Forschung reflektiert werden, die sich nicht explizit mit Themen einer nachhaltigen Entwicklung beschäftigt. Einige Stimmen aus dem Plenum äußerten sich skeptisch, ob dies an ihren Instituten durchsetzbar sei. Dabei wurde aber allzu oft auf Hochschulen Bezug genommen, was ja nicht Thema des Workshops war. Eine Zuhörerin vermisste die Kommunikation in den Kriterien. Die sei, so die Vortragenden und Mitautor*innen des Reflexionsrahmens Katharine Helming, Jürgen Kopfmüller und Rainer Walz, in anderen Kriterien wie Transparenz sowie Umgang mit Komplexitäten enthalten. Davon konnte man sich in den ergänzend im Raum verteilten Tafeln überzeugen. Dass mit Kommunikation auch eine bestimmte gemeint sein kann, das sprach in der abschließenden Podiumsdiskussion Günther Bachmann vom Rat für Nachhaltige Entwicklung an. Er betonte die Notwendigkeit, Geschichten zu erzählen, auch um komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge, ja Begriffe verständlich zu machen. Dem kann aus der Perspektive des KMGNE und des PN Medien und BNE nur zugestimmt werden.